Text: Wilfried Kaets
Das Klima wachsender Erregtheit und abnehmender Empathie in der Gesellschaft braucht aktive innovative „Gegengewichte“, um in einer Zeit des allerorten um sich greifenden Fundamentalismus Zeichen zu setzen für ein respektvolles, positives, kreatives, sich gegenseitig befruchtendes Miteinander!
Daher planten wir mit dem RochusChor, einem der größten kirchlichen Laienchöre Kölns, dem „Neuen Rheinischen Kammerorchester“ in voller symphonischer Besetzung, dem orientalischen „Nouruz-Ensemble“ sowie einem Schüler*innen-Ensemble der RochusMusikschule dieses Projekt, für das Kompositionsaufträge an einen deutschen und einen irakischen Komponisten vergeben wurden, welche in zwei Konzerten uraufgeführt werden.
Im Zentrum steht das interkulturelle Oratorium „Stabat Mater“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins, das genau auf dieser Grenzen überschreitenden Linie angesiedelt ist, indem darin Texte verschiedener Sprachen aus mehreren religiösen Kontexten vertont werden.
Der instrumentale Fokus bei den Kompositionsaufträgen soll auf dem Dialog von Laien (SängerInnen und jugendliche MusikerInnen) mit professionellen MusikerInnen liegen. Die Laien sollen sich dabei bewusst der Herausforderung stellen, neben der ihnen bekannten „europäischen“ Tonsprache auch orientalische Linien, Rhythmen und Texte kennenzulernen und zu erarbeiten. Die Sänger und Sängerinnen des RochusChores proben daher seit dem Frühjahr neben dem Oratorium (das seinerseits in englisch, griechisch, hebräisch, arabisch und aramäisch geschrieben ist) zwei speziell für sie geschriebene Stücke in estnischer („Jaanipäev Uuejärve“ von Wilfried Kaets) sowie arabischer Sprache („Tigris und Euphrat“ von Bassem Hawar).
Daneben gibt es ein Vermittlungsprojekt in umliegende Schulen (Montessorigymnasium Bereiche Philosophie/Religion/Musik sowie Montessorigrundschule Bereiche Musik/Orchester), bei denen die beiden Komponisten der Uraufführungsstücke und migrantische MusikerInnen des orientalischen Nouruz-Ensembles mit den SchülerInnen in einen Austausch treten. Bei den jüngeren Kindern werden die MusikerInnen vor allem ihre Person und ihr z.T. sehr besonderes (selbstgebautes) Instrument praktisch vorstellen, über ihre Flucht aus den Heimatländern nach Deutschland berichten und ihre Motivation, hierhin zu kommen und wieder Musik zu machen.
Bei den älteren SchülerInnen der Gymnasialstufe wird eine Vernetzung über die Musikfachbereiche hinaus angestrebt zu Religion/Philosophie, weil es im zentralen Konzertstück auch genau um diese interkulturelle und interreligiöse Gratwanderung geht. Die älteren SchülerInnen werden zudem eingeladen, kostenfrei die Generalprobe mit Orchester, Solisten und Chor in der Rochuskirche zu besuchen.
Ziel des Projektes ist, das emotional Verbindende im Ungewohnten/Fremden zu suchen, als Bereicherung zu erleben und diese Erfahrung nachhaltig persönlich sowie in die Gesellschaft weiterzutragen.
Ein „Kirchort“ (das wir in diesem Zusammenhang nicht nur als Steinhaus betrachten sondern auch die Chorgruppe, ein Schülerkreis usw. kann ein solcher „Ort“ sein, an dem Menschen Leben teilen und miteinander in Dialog treten) kann dafür eine gute Basis sein, auch abseits ausgetretener Pfade den Fragen nach Wertschätzung, Sinn, Empathie, Glauben und Verantwortung zu stellen und nach Lösungen zu suchen für eine bessere Welt.
In diesem Sinne laden wir sehr herzlich ein, sich als „Suchende und Fragende“ mit uns auf den Weg zu machen.
Herzlich Willkommen
Mitwirkende
Dank an Förderer und Möglichmacher
Das Projekt
Karl Jenkins "Stabat Mater"
Bassem Hawar "Tigris und Euphrat"
Wilfried Kaets "Jaanipaev Uuejärve"
Musikalische Leitung
Neues rheinisches Kammerorchester
Orientalisches Nouruz Ensemble
Karin Wöpking: Mezzosopran
Sabina Krauze: Orientalischer Gesang
RochusChor Köln-Bickendorf